Die Herausforderungen und Anforderungen an Bildung in der heutigen Welt unterliegen einem radikalen Wandel. Bildungsinstitutionen und Lernmodelle, die auf standardisierten Curricula, einheitlichen Prüfungssystemen und stark belehrungsorientierten Vermittlungsansätzen basieren, stehen zunehmend in der Kritik, da sie der Dynamik und Komplexität einer globalisierten und technologisierten Gesellschaft nicht gerecht werden. Bildung findet zunehmend im Kontext neuer Gegebenheiten statt, um Individuen, Organisationen und Gesellschaften gleichermaßen auf eine ungewisse Zukunft vorzubereiten.
In diesem Zusammenhang rücken Future Skills – also jene Kompetenzen, die Handlungsfähigkeit in unsicheren und dynamischen Kontexten ermöglichen – in den Mittelpunkt von Bildungsansätzen und Lerndesigns.[1] Immer mehr Bildungseinrichtungen in allen Bildungssektoren wenden sich Future-Skills-Konzepten in neuer Weise zu und versuchen, ein integratives Konzept von Future Skills umzusetzen, diese also tief in die Curricula zu integrieren.[2]Es zeigt sich, dass viele Bildungsorganisationen vor Herausforderungen stehen, wenn es darum geht, kompetenzorientierte Lernprozesse umzusetzen. Häufig liegt der Schwerpunkt noch auf der Wissensvermittlung statt auf der Förderung eigenaktiver Lernprozesse, wobei homogene Ansätze gegenüber heterogenen Lernbedarfen oft bevorzugt werden. Future Skills zu erlernen ist jedoch ein kompetenzorientierter Prozess, welcher vor allem Flexibilität und individualisierte Lernumgebungen in Kooperation mit anderen Lernenden braucht. Future Skills lassen sich nicht durch frontale oder transferorientierte Lehrmethoden vermitteln. Denn Future Skills sind Handlungskompetenzen und erfordern kompetenzorientierte Lehr-/Lernsettings. Transferorientierte Lehrmethoden hingegen sind Ansätze, bei denen der gezielte Wissenstransfer von Lehrenden zu Lernenden im Mittelpunkt steht, um sicherzustellen, dass fachliche Inhalte klar vermittelt, strukturiert dargeboten und effizient aufgenommen werden können.
Future Skills hingegen erfordern Lernkonzepte und -räume, die auf Eigenverantwortung, kreativer Problemlösung und Reflexion aufbauen. Hier setzt das Konzept der Future-Skills-Literacy an, das beschreibt, wie Akteure Future Skills verstehen, anwenden, weiterentwickeln und kritisch reflektieren können, um innovative Bildungs- und Arbeitskontexte zu gestalten.
Future-Skills-Literacy zielt darauf ab, Lernende, Professionals, Leitende und die Bildungspolitik in die Lage zu versetzen, Lernräume zu schaffen, die das selbstverantwortete Erleben von Future Skills ermöglichen. Dies schließt die produktive Entwicklung neuer Ansätze ebenso ein wie die Auswahl bestehender Bildungsziele, die Fähigkeit, deren Bedingungen zu verstehen, sie gezielt anzuwenden, weiterzuentwickeln und kritisch zu reflektieren, welche spezifischen Bedürfnisse der beteiligten Stakeholder adressiert werden müssen.
Die Gestaltung solcher Lernräume erfordert ein erweitertes Bildungsverständnis. Konzepte, die Lernen als linearen Prozess definieren, weichen zunehmend einem Verständnis von Bildung als Exploration und Ko-Kreation in Möglichkeitsräumen. Diese Räume bieten den Lernenden nicht nur reichhaltige Umgebungen, in denen sie selbstorganisiert ihre individuellen Lernpfade gestalten können, sondern fordern sie aktiv heraus, Verantwortung für ihre Lernziele, -methoden und Reflexionsprozesse zu übernehmen. Future-Skills-Literacy ist eine Metakompetenz, um die Bildungsräume der Zukunft mitzugestalten. Lernräume, die flexibel, partizipativ und reichhaltig gestaltet sind, schaffen die Voraussetzung für selbstorganisiertes Lernen und ermöglichen es allen beteiligten Akteuren, Future Skills produktiv zu entwickeln, anzupassen und kritisch zu reflektieren.
Dieser Beitrag arbeitet ein grundlegendes Konzept für Future-Skills-Literacy aus. Zusätzlich wird ein Stakeholdermodell entwickelt, da Future-Skills-Literacy aus der Perspektive verschiedener Stakeholder unterschiedliche Fähigkeiten umfasst. Schließlich wird ein konkretes Reifegradmodell mit Niveaustufen für Future-Skills-Literacy aus Sicht von vier verschiedenen Stakeholderperspektiven entwickelt.
Future-Skills-Literacy beschreibt die Kompetenzen, die Akteure und Organisationen befähigen, Future-Skills-Konzepte zu kennen, kompetent anzuwenden, kreativ weiterzuentwickeln und kritisch zu reflektieren. Die Fähigkeit bezieht sich spezifisch auf die Domäne der Future Skills Entwicklung im Bildungsbereich. Future-Skills-Literacy ist für Lernende ein Teil ihrer Lernkompetenz, verstanden als die Fähigkeit, Lernprozesse eigenständig zu strukturieren und gezielt zu gestalten. Für Lehrende ist Future-Skills-Literacy ein Teil ihrer Lehrkompetenz, verstanden als die Fähigkeit, Lehrprozesse zielgerichtet so zu gestalten, dass sie die Entwicklung von Future Skills bei Lernenden unterstützen. Für Führungskräfte in Bildungsorganisationen ist Future-Skills-Literacy ein Teil ihrer Führungskompetenz, indem sie Strukturen und Rahmenbedingungen schaffen, die die systematische Verankerung von Future Skills in Bildungsorganisationen fördern.
Future-Skills-Literacy ist dementsprechend die Fähigkeit zum Umgang mit und zum Einsatz von Future Skills im Bildungsbereich. Die Frage, wie denn eigentlich mit den unterschiedlichen Future-Skills-Ansätzen im Bildungsbereich umzugehen sei, stellt sich immer häufiger. Zeit für eine Antwort. Zeit für ein Nachdenken darüber, was für Fähigkeiten Menschen brauchen, um Future-Skills-Konzeptionen für sich – als Lernende – oder im Bildungsbereich – als Professionals, Leitende oder in der Bildungspolitik – ein- und umzusetzen.
Ziel des Beitrags ist es, eine umfassende Definition zu schaffen, die „Future Skills Literacy“ als grundsätzliche Fähigkeit von Akteuren bei der Nutzung, der kreativen Weiterentwicklung und der kritischen Reflexion von Future Skills Konzepten in der Bildung beschreibt. („Literacy“ ist dabei mehr als die Fähigkeit, Texte zu lesen und zu schreiben.[3] Der Begriff hat sich zu einem umfassenden Konzept entwickelt, das beschreibt, wie Menschen in spezifischen Bereichen kompetent handeln, Wissen anwenden und aktiv gestalten können.) Eine theoretische Einbettung und Herleitung des Future-Skills-Literacy Konzeptes erfolgt in sechs Schritten:
Ähnlich wie Medienkompetenz[4] und Quality Literacy[5] basiert Future-Skills-Literacy auf der Fähigkeit, Konzepte, Modelle und Frameworks zu verstehen, anzuwenden, weiterzuentwickeln und kritisch zu reflektieren. Im Mittelpunkt steht jedoch nicht die Qualitätssicherung oder Mediennutzung, sondern die aktive Nutzung und Gestaltung von Future Skills Konzepten, die für eine dynamische und unsichere Zukunft erforderlich sind, um Menschen in die Lage zu versetzen, Zukünfte in ihren Lebenswelten aktiv mitzugestalten, sowie deren Einsatz in Bildungsszenarien und die Gestaltung von dafür geeigneten Lernräumen. Future-Skills-Literacy richtet den Fokus auf das Potenzial von Future Skills als dynamische Handlungsdispositionen im Gegensatz zu statischen Fähigkeiten.
Future-Skills-Literacy als solche wird als spezifische Ausprägung von Handlungskompetenz[6] betrachtet, welche Wissen, Fähigkeiten und Werte integriert. Diese Kompetenz wird hier mit folgenden Fähigkeiten beschrieben:
Die Kompetenztheorie betont, dass Future-Skills-Literacy eine Schlüsselrolle in der Entwicklung von Individuen, Organisationen und Gesellschaften spielt, indem sie die Fähigkeit fördert, mit Unsicherheiten und komplexen Herausforderungen umzugehen.[8]
Wie bei der Quality Literacy liegt auch hier der Fokus auf einem Ko-Konstruktionsprozess[9]: Future Skills werden nicht durch statische Curricula oder einseitige Belehrung vermittelt. Sie lassen sich in explorativen, selbstorganisierten und partizipativen Lernprozessen entwickeln. Future-Skills-Literacy befähigt Akteure, diese Prozesse zu gestalten, Lernräume zu entwickeln und Bildungsstrategien an dynamische Kontexte anzupassen.
Future-Skills-Literacy basiert auf einem erweiterten Bildungsverständnis, das auf dem von Ehlers entwickelten Triple-Helix-Modell für Future-Skills-orientierte Bildung aufbaut.[10] Dieses Modell unterscheidet drei zentrale Bildungsdimensionen, die wiederum untereinander im Verhältnis zueinanderstehen:
Future-Skills-Literacy ist insofern einem ganzheitlichen bildungstheoretischen Verständnis verpflichtet wenn es um die die Entwicklung von Future Skills in Lern- und Arbeitskontexten geht.
Future-Skills-Literacy basiert auf einem partizipativen Ansatz, der Lernende, Bildungs-Professionals, Leitende und die Bildungspolitik einbezieht.[11] Es geht nicht um die Vermittlung festgelegter Inhalte, sondern um die Befähigung der Akteure, Future-Skills-Frameworks produktiv zu nutzen, weiterzuentwickeln und an spezifische Bedürfnisse anzupassen. Dieser Ansatz ermöglicht es, Future Skills nachhaltig in Bildungs- und Organisationsprozesse zu integrieren.
Future-Skills-Literacy wird in vier Dimensionen operationalisiert, die ihre innere Struktur definieren und die an die vier Hauptdimensionen von Baackes Medienkompetenzmodell[12] angelehnt sind:
Future-Skills-Literacy wird damit zu einer wichtigen Kompetenz, um Gestaltung von Bildungsprozessen zu ermöglichen, so dass sie für die Herausforderungen einer sich dynamisch wandelnden Welt geeignet sind. Wie von Weinert (1999) betont, ist Kompetenz immer auch die Fähigkeit zur Handlung in komplexen und unsicheren Situationen.[13] Gleichzeitig baut das Konzept auf den Erkenntnissen von Baacke (1996) zur Medienkompetenz auf, die betont, wie wichtig die aktive Nutzung und kritische Reflexion für eine sinnvolle Integration neuer Technologien ist.[14]
Future-Skills-Literacy ist zentral für verschiedene Akteure im Bildungskontext: Lernende benötigen sie als Teil ihrer Lernkompetenz, um Lernprozesse selbstständig zu planen und umzusetzen. Lehrende integrieren Future-Skills-Literacy in ihre Lehrkompetenz, um Lernprozesse gezielt auf die Förderung dieser Kompetenzen auszurichten. Für Führungskräfte ist sie Teil der Führungskompetenz, indem sie Strukturen schaffen, die die nachhaltige Verankerung von Future Skills in Bildungsorganisationen ermöglichen. Damit beschreibt Future-Skills-Literacy die Fähigkeit von Lernenden, Organisationen und Bildungsprofessionals, Future-Skills-Konzepte zu verstehen, anzuwenden, weiterzuentwickeln und kritisch zu reflektieren, um innovative, zukunftsorientierte Bildungs- und Arbeitskontexte zu gestalten. Sie umfasst:
Future-Skills-Literacy zielt auf eine nachhaltige Integration von Future Skills in Lern- und Arbeitsprozesse und möchte so dazu beitragen, dass Menschen Future Skills nutzen können, um die Unsicherheiten und Herausforderungen einer dynamischen Welt aktiv und kompetent gestalten können. Sie ist eine Metakompetenz für die Entwicklung und Umsetzung zukunftsfähiger Bildungsstrategien und organisationaler Innovationsprozesse.
Future-Skills-Literacy umfasst diejenigen Fähigkeiten, die Individuen benötigen, um im Bereich der Future Skills kompetent handeln zu können. Im Bereich von Organisationen werden damit Fähigkeiten beschrieben, die es bspw. Führungskräften ermöglichen, die Entwicklung hin zu einer zukunftsorientierten Lernkultur voranzutreiben. Für Lehrende sind es vor allem die Fähigkeiten, Future-Skills-Ansätze in ihre Lehrstrategien zu integrieren und die in ihnen enthaltenen Prozesse und Werte in ihren Lehrprozess zu inkorporieren. Bei Lernenden geht es um Fähigkeiten, individuelle Lern- und Handlungsstrategien zu stärken, in denen „Future Skills“eine wesentliche Rolle spielen.
Das Konzept basiert auf der Annahme, dass die Entwicklung von Future Skills die Konsequenz von kompetentem Handeln der (pädagogischen) Akteure ist und nicht ausschließlich die automatische Folge eines neu eingeführten Future-Skills-Frameworks. Es beschreibt die notwendigen Fähigkeiten, um die in Future-Skills-Konzepten implizit enthaltenen (neuen) Wertvorstellungen und Entwicklungsprozesse in der pädagogischen Praxis dergestalt in Handlungen zu integrieren, dass tatsächliche Effekte in den Lehr- und Lernprozessen erzielt werden. Es ist sinnvoll, ein solches Konzept als Literacy zu fassen, da es sich um die Fähigkeit von Akteuren handelt, sich in zukünftig ungewissen Situationen anhand von Handlungsprinzipien zu orientieren und ihre Handlungen so auszurichten, dass kontinuierliche Reflexionsprozesse zur Weiterentwicklung von Future Skills führen können.
Future-Skills-Literacy hat vier Dimensionen, die jeweils als Fähigkeiten, Einstellungen und Wissen beschrieben sind und dazu beitragen, dass die Entwicklung von Future Skills erfolgreich sein kann. Diese Dimensionen stellen keine unabhängigen und distinkten Faktoren dar, sondern differenzieren vielmehr die innere Struktur des Konzeptes:
Diese vier Dimensionen bilden die Grundlage für eine ganzheitliche und nachhaltige Integration von Future-Skills-Literacy in Bildungsprozesse.
Diese Dimension umfasst das grundlegende Wissen über Future Skills Konzepte, Strategien und Frameworks. Future Skills Wissen besteht aus zwei Unterdimensionen: einer informativen und einer instrumentellen Dimension.
a) Informative Dimension: Die informative Unterdimension bezieht sich auf Informationen und Wissen über Future Skills Frameworks, Ansätze und Modelle, z. B. das 4K-Modell[15] oder die Future Skills Taxonomie. Es geht darum, Zugang zu primären und sekundären Informationsquellen zu haben und die Bedeutung dieser Frameworks im jeweiligen Bildungs- oder Arbeitskontext zu verstehen.
b) Instrumentelle Dimension: Die instrumentelle Dimension bezieht sich auf anwendungsrelevantes Wissen darüber, wie bestimmte Future Skills Frameworks oder Methoden praktisch eingesetzt werden können. Dies umfasst z. B. die Anwendung eines Modells zur Kompetenzentwicklung in einem Kurs. Es geht jedoch nicht darum, die strategische Implementierung eines Frameworks zu steuern, sondern um die konkrete Anwendung.
Diese Dimension beschreibt die Fähigkeit, Future Skills Strategien und Frameworks mit einer bestimmten Intention einzusetzen. Sie basiert auf praktischen Erfahrungen, die Akteure mit der Nutzung und Implementierung solcher Konzepte gesammelt haben. Diese Dimension unterscheidet sich von der instrumentellen Dimension, da sie nicht nur die reine Anwendung umfasst, sondern auch die Analyse von Feedback, die Entwicklung von Verbesserungsprozessen und die Steuerung von organisatorischen Veränderungsprozessen. Hier spielen sowohl die Handlungsintention als auch das angestrebte Ziel eine zentrale Rolle.
Diese Dimension bezieht sich auf die Fähigkeit, bestehende Future Skills Ansätze anzupassen und/oder neue zu entwickeln, um sie spezifischen Bedürfnissen und Kontexten anzupassen. Sie umfasst zwei Subdimensionen:
a) Anpassung: Die Fähigkeit, bestehende Future Skills Konzepte für den eigenen Kontext zu modifizieren. Dies erfordert ein tiefes Verständnis der Konzepte und Kreativität, um innerhalb eines bestehenden Frameworks Anpassungen vorzunehmen.
b) Innovation: Die Fähigkeit, neue Future Skills Ansätze und Modelle zu entwickeln, die spezifische Herausforderungen adressieren. Dies kann z. B. die Entwicklung eines neuen Frameworks für eine Organisation sein, wenn bestehende Ansätze nicht ausreichen.
Die unterschiedlichen Dimensionen der Future-Skills-Literacy beschreiben Fähigkeiten, die es Akteuren im Bildungsprozess ermöglichen, produktiv am Diskurs und der Umsetzung von Future Skills Konzepten teilzunehmen. Sie befähigen bspw. Bildungsprofessionals, sich in ihrer aktuellen Situation zu verorten, organisatorische Entwicklungen im Kontext ihrer eigenen Rolle zu reflektieren und gemeinsam mit anderen Beteiligten zukünftige Richtungen für Bildungs- und Kompetenzentwicklungsprozesse durch die Nutzung von Future Skills auszuhandeln.
Future-Skills-Literacy bietet somit eine Grundlage für eine aktive Mitgestaltung von Bildungszukünften und stellt sicher, dass Lernende, Lehrende und Organisationen auf die Herausforderungen und Chancen einer dynamischen Welt vorbereitet sind.
Das Akteursmodell für Future-Skills-Literacy berücksichtigt vier zentrale Akteursgruppen, die jeweils unterschiedliche Perspektiven und Handlungskontexte in Bezug auf Future Skills einnehmen: Lernende, Bildungsprofessionals, Leitende und Bildungspolitik. Jede Gruppe trägt spezifisch zur Entwicklung, Implementierung und Förderung von Future Skills bei.
Perspektive: Future-Skills-Literacy aus Lernendenperspektive legt den Fokus darauf, wie Lernende Future Skills Konzepte nutzen können, um Zukunftskompetenzen zu entwickeln. Lernende werden dabei als proaktive Gestaltende ihres eigenen Lernprozesses verstanden. Future Skill Literacy aus dieser Perspektive bedeutet, als aktiv aufsuchende Lernende Future Skills Lernmöglichkeiten zu nutzen und/oder diese als (Ko-) KreateurInnen zu entwickeln und als selbstverantwortlich Lernende Future Skills Ansätze für den eigenen Lernprozess – in privaten oder institutionellen Lernsettings - nutzbar zu machen.
Handlungskontext:
Perspektive: Bildungsprofessionals sind Akteure, die sich aus professioneller Perspektive mit Lernen und Bildung befassen, i.d.R. in institutionellen Aus- und Weiterbildungssettings oder in Bereichen des informellen und non-formalen Lernens als unterstützende Akteure tätig sind. Sie befassen sich aus professionellen Perspektiven mit Future Skills, z. B. in der Curriculumsentwicklung, im Qualitätsmanagement, in der Lehre, im Bildungsmanagement und in der Forschung.
Handlungskontext:
Perspektive: Leitende in Institutionen wie Hochschulen oder Schulen haben eine strategische Perspektive. Sie sehen Future Skills als zentral für die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationsfähigkeit ihrer Organisationen. Dabei kommt ihnen im Sinne eines „Leadership for Future Skills“ eine besondere Bedeutung in der Initiierung und Unterstützung von Future Skills-orientierten Bildungsprozessen und -settings sowie der Gestaltung von institutionellen Rahmenbedingungen und Strukturen zu.
Handlungskontext:
Perspektive: Bildungspolitische Akteure auf lokaler, nationaler oder europäischer Ebene betrachten Future Skills aus einer systemischen Perspektive. Sie sehen sie als Grundlage für individuelle, gesellschaftliche – auch demokratieförderliche – sowie wirtschaftliche Entwicklung in einer sich zunehmend beschleunigenden globalisierten und technologisierten Welt.
Handlungskontext:
Das Reifegradmodell für Future-Skills-Literacy bietet einen systematischen Rahmen, um den Entwicklungsstand von Individuen und Organisationen in Bezug auf Future-Skills-Literacy sichtbar und transparent zu machen und gezielte Strategien zur Weiterentwicklung zu formulieren. Es basiert auf der Erkenntnis, dass die Fähigkeit, Future Skills effektiv zu verstehen, anzuwenden, weiterzuentwickeln und kritisch zu reflektieren, für alle Akteure im Bildungs- und Arbeitskontext essenziell ist.
Das Modell unterscheidet die vier beschriebenen zentralen Akteursgruppen: Lernende, Bildungsprofessionals, Leitende in Institutionen und bildungspolitische Akteure. Jede dieser Gruppen spielt eine spezifische Rolle bei der Förderung und Verankerung von Future Skills Literacy. Ihre Perspektiven und Handlungskontexte prägen den Umgang mit Future Skills und deren Integration in Bildungs- und Organisationsprozesse.
Für jede Akteursgruppe werden die vier Dimensionen von Future-Skills-Literacy – Wissen, Anwendung, Innovation und Reflexion – in Unterdimensionen operationalisiert. Das Modell definiert für jede Dimension vier Reifegradstufen:
Das Reifegradmodell bietet eine klare Orientierungshilfe, um den aktuellen Stand von Future-Skills-Literacy zu diagnostizieren und individuelle oder organisationale Entwicklungswege zu identifizieren. Es stellt sicher, dass Future Skills nicht nur theoretisch verankert, sondern praxisnah umgesetzt und strategisch weiterentwickelt werden können. Gleichzeitig schafft das Modell eine gemeinsame Grundlage für die Zusammenarbeit und Koordination zwischen den verschiedenen Akteuren, um Bildung und Arbeitswelt zukunftsfähig zu gestalten.
[1] Ehlers, U.D [Ulf-Daniel]. (2020b). Future Skills: Lernen der Zukunft - Hochschule der Zukunft. Zukunft der Hochschulbildung - Future Higher Education. Springer VS., Ehlers, U.D [Ulf-Daniel]. (2022). Future Skills im Vergleich: Zur Konstruktion eines allgemeinen Rahmenmodells für Zukunftskompetenzen in der akademischen Bildung. https://nextskills.org/wp-content/uploads/2022/05/2022-01-Future-Skills-Bildungsforschung_final_Vs_2.pdf, Ehlers, U.D [Ulf-Daniel], Lindner, M., Sommer, S. & Rauch, E. (2023). AICOMP - Future Skills in a World Increasingly Shaped By AI. Ubiquity Proceedings. Vorab-Onlinepublikation. https://doi.org/10.5334/uproc.91
[2] Die Bedeutung von FS lässt sich für Deutschland sowohl für den Bereich der Hochschulabsolvent*innen (Ehlers, 2020; Huber, 2016, S. 106, 2019, S. 157; Schlaeger & Tenorth, 2020; Wild et al., 2018, S. 274) als auch für den Beruf konstatieren (Agentur Q, 2021; Kienbaum & StepStone, 2021; Stifterverband & McKinsey, 2018), auch international (Ashoka Germany & McKinsey, 2018; McKinsey Global Institute, 2017; OECD, 2018; World Economic Forum, 2020). Unter kompetenztheoretischen Gesichtspunkten stellen FS ausgewählte Handlungskompetenzen dar (Ehlers, 2020, S. 57) und damit Handlungsdispositionen, die durch Wissen, Fähigkeiten, Werte und Motivation fundiert werden (Heyse & Erpenbeck, 2008).
[3] Street, B. V. (1984). Literacy in Theory and Practice. Cambridge: Cambridge University Press. Street bietet einen differenzierten Blick auf Literacy, indem er zwischen "autonomer" und "ideologischer" Literacy unterscheidet. Er argumentiert, dass Literacy nicht nur eine technische Fähigkeit ist, sondern auch kulturell und sozial eingebettet ist. Gee, J. P. (2014). Literacy and Education. New York: Routledge. Gee untersucht Literacy im Bildungsbereich und hebt hervor, wie Literacy dazu beiträgt, dass Menschen in sozialen und kulturellen Kontexten kompetent agieren können. Zum Begriff der Literacy siehe auch EHLERS, U.-D. (2023): AICOMP – FUTURE SKILLS FOR AN ‘AI WORLD’ WE LIVE IN. EdMedia + Innovate Learning Summit.
[4] Baacke, D. (1996): Gesamtkonzept Medienkompetenz. In: agenda. Zeitschrift für Medien, Bildung, Kultur, März/ April 1996, S. 12-14.
[5] EHLERS, U.-D. (2006): BILDUNGSRELEVANTE QUALITÄTSENTWICKLUNG. QUALITÄTSKOMPETENZ ALS GRUNDLAGE FÜR PARTIZIPATION IM QUALITÄTSPROZESS. Sindler, A., Bremer, C., Dittler, U., Hennecke, P., Sengstag, C., Wedekind, J. (Hrsg.). Waxmann. In: Medien in der Wissenschaft. Münster. Bd. 36 Qualitätssicherung im E-Learning. S. 33–54. Qualitätssicherung im E-Learning. ISBN: 3-8309-1632-9. ISSN: 1434-3436. ONLINE ACCESS, Ehlers, U.D [Ulf-Daniel]. (2008). Qualität und Bildung. Bedingungen bildungsbezogener Qualitätsentwicklung in der Aus-und Weiterbildung
[6] Ausführlich zum Konzept der Handlungskompetenz siehe Ehlers, U.D [Ulf-Daniel]. (2020b). Future Skills: Lernen der Zukunft - Hochschule der Zukunft. Zukunft der Hochschulbildung - Future Higher Education. Springer VS.
[7] Ehlers, U.D [Ulf-Daniel]. (2022). Future Skills im Vergleich: Zur Konstruktion eines allgemeinen Rahmenmodells für Zukunftskompetenzen in der akademischen Bildung. https://nextskills.org/wp-content/uploads/2022/05/2022-01-Future-Skills-Bildungsforschung_final_Vs_2.pdf
[8] Weinert, F. E. (1999). Concepts of Competence (pp. 3-34). Contribution within the OECD Project Definition and Selection of Competencies: Theoretical and Conceptual Foundations (DeSeCo). Neuchatel: Bundesamt für Statistik.
[9] Youniss, J. (1994): Soziale Konstruktion und psychische Entwicklung. Frankfurt a.M.: Suhrkamp. , Collin, F. (2008): Konstruktivismus. Paderborn: Wilhelm Fink, Wygotski, L. S. (1934/2002): Denken und Sprechen: Psychologische Untersuchungen. Weinheim: Beltz.
[10] Ehlers, U.D [Ulf-Daniel]. (2020). Future Skills: Lernen der Zukunft - Hochschule der Zukunft. Zukunft der Hochschulbildung - Future Higher Education. Springer VS.
[11] Zum Verständnis von Partizipation siehe auch EHLERS, U.-D. (2006): BILDUNGSRELEVANTE QUALITÄTSENTWICKLUNG. QUALITÄTSKOMPETENZ ALS GRUNDLAGE FÜR PARTIZIPATION IM QUALITÄTSPROZESS. Sindler, A., Bremer, C., Dittler, U., Hennecke, P., Sengstag, C., Wedekind, J. (Hrsg.). Waxmann. In: Medien in der Wissenschaft. Münster. Bd. 36 Qualitätssicherung im E-Learning. S. 33–54.
[12] Baacke, D. (1996): Gesamtkonzept Medienkompetenz. In: agenda. Zeitschrift für Medien, Bildung, Kultur, März/ April 1996, S. 12-14.
[13] Weinert, F. E. (1999). Konzepte der Kompetenz. Paris: OECD.
[14] Baacke, D. (1996): Gesamtkonzept Medienkompetenz. In: agenda. Zeitschrift für Medien, Bildung, Kultur, März/ April 1996, S. 12-14.
[15] Pfiffner, M., Sterel, S., Hasseler, D. (2021): 4K und digitale Kompetenzen: Chancen und Herausforderungen. Bern
Leiter der Forschungsgruppe und Professur für Bildungsmanagement und Lebenslanges Lernen